Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin in der Dermatologie
Die Arbeitsgruppe wirkt mit an der Erstellung von deutschen, europäischen sowie internationalen Leitlinien. Sie beschäftigt sich mit Projekten der Methoden- und Versorgungsforschung und erstellt systematische sowie Cochrane-Reviews.
Die dEBM gehört organisatorisch zur Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin am Campus Charité Mitte (Leitung: Prof. Dr. med. Kamran Ghoreschi).
Was ist evidenzbasierte Medizin?
Evidenzbasierte Medizin (Evidence-Based Medicine, EBM) ist eine Medizin, die sich nicht an Intuition, unsystematischen individuellen Erfahrungen oder im besten Fall veralteten Lehrbüchern orientiert, sondern versucht, ärztliche Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher Belege (und so ist das englische Wort 'evidence' zu verstehen) zu treffen.
Die EBM hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und findet im Bereich der Leitlinienentwicklung wie auch in der klinischen Praxis zunehmend Einzug. Der Grund liegt einerseits in der immer schneller wachsenden Menge an Ergebnissen aus der medizinischen Forschung, die in der knapp bemessenen Lesezeit des Einzelnen nicht mehr zu bewältigen ist. Andererseits stellt die evidenzbasierte Bewertung medizinischer Literatur einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsverbesserung und Qualitätssicherung in der klinischen Praxis und in der Gesundheitsversorgung dar. Die Arbeiten der Cochrane Collaboration (CC) sind im Kontext der EBM ein wichtiger Beitrag, um fundierte wissenschaftliche Antworten zu Fragen der klinischen Praxis mit hoher Validität bzw. minimaler Verzerrung (Bias) zu erhalten. Im Zentrum der evidenzbasierten Medizin steht der individuelle Patient, für den es die bestmögliche Diagnostik bzw. Therapie auszuwählen gilt. Aufbauend auf dem Konzept von D.L. Sackett erfolg ein standardisiertes Vorgehen: an erster Stelle steht die Formulierung einer beantwortbaren klinischen Frage, die weiteren Schritte geben den weitgehend standardisierten Prozess der Entscheidungsfindung an. Die Entscheidungsfindung basiert auf der kritischen Bewertung der gefundenen Literatur, die zumeist die Ressourcen der Cochrane Collaboration nutzt. Am Schluss steht die Überprüfung der getroffenen Entscheidung.
Dieses standardisierte Vorgehen kann anhand der evidenzbasierten Fallberichte verdeutlicht werden. Initiiert wurden die evidenzbasierten Fallberichte (evidence based case reports) erstmals von F. Godlee 1998 im British Medical Journal. Ziel dieser Berichte ist es, dem behandelnden Arzt Wege aufzuzeigen, um beispielsweise eine Therapieentscheidung bei einem individuellen Patienten auf eine evidenzbasierte Basis zu stützen.
Strukturierung eines evidenzbasierten Fallberichtes
- Fragestellung: Wie behandle ich diese Erkrankung am besten?
- Suchstrategie: Auf welche Grundlagen kann ich die Entscheidung stellen?
- Kritische Evaluierung der gefundenen Arbeiten: Wie gut sind diese Grundlagen (z.B. Qualität der Studien)?
- Therapieentscheidung: Für diesen Patienten wähle ich diese Behandlung.
- Begründung und Diskussion: Warum habe ich mich so entschieden und bin ich dabei wirklich evidenzbasierten Gesichtspunkten gefolgt?
Evidenzbasierte Medizin ist aber nicht nur reflektierend zu verstehen, sondern hat auch einen innovativen Aspekt. Strukturierte systematische Übersichtsarbeiten wie die der Cochrane Collaboration dienen dazu, das vorhandene Wissen zusammenzufassen und Forschungsdefizite aufzuzeigen. Damit werden die Grundlagen für zukünftige klinisch kontrollierte Studien gelegt. Epidemiologie und Biomathematik bieten die methodischen Grundlagen, um diese Studien durchzuführen. Innerhalb der epidemiologischen Forschung ist es zudem möglich Studien durchzuführen, deren Ziel die Überprüfung der in klinischen Studien verwendeten Methoden ist (z.B. der verwendeten Zielgrößen wie Klinische Scores).
Leitung
Ltd. Oberarzt, Leiter dEBM, Leiter Hochschulambulanz Dermatologie CCM